Preisentwicklung Erdgas und Strom
Die Großhandelspreise, zu denen die Energieversorger einkaufen, verfolgten für Strom und Rohöl im Jahr 2024 eine Seitwärtsbewegung. Einzig der Gaspreis verzeichnet einen Aufwärtstrend. Die Hintergründe für die Entwicklungen an den Energiemärkten erläutern wir nachfolgend.
Erdgas
Der Gaspreis erreichte im März 2024 einen Tiefstand und verzeichnete danach über das Jahr 2024 einen Aufwärtstrend. Er erreichte jedoch nicht annähernd die Höhen der Energiekrise.
Ursachen und Hintergründe:
- Rückgang der Nachfrage: Haushalten und Industrie in Österreich und Europa ist es gelungen, Erdgas einzusparen und zum Teil durch andere Energieträger (z. B. Kohle oder Öl) zu ersetzen. Obwohl der Winder 2024 bisher kälter ausfällt als die letzten beiden Heizperioden, ist die Gasversorgung in Österreich und Europa gesichert.
- Ersatz durch Importe aus anderen Ländern und Rückgriff auf Flüssigerdgas (LNG): Russisches Pipelinegas wurde durch Lieferungen aus anderen Ländern, v.a. Norwegen und den Niederlanden, sowie durch Flüssigerdgas erfolgreich substituiert. Der Markt reagiert nervös auf Bauarbeiten und eingeschränkte Lieferkapazitäten dieser Ersatzrouten, doch seit Inkrafttreten dieser Lösung kam es nicht zu Engpässen. Dennoch plant Europa, weitere Ersatzrouten zu eröffnen.
- Speicherstände sinken schneller als in Vorjahren: Kühlere Temperaturen und eine hohe Stromnachfrage ließen die zu Beginn der Ausspeicherphase hohen Speicherstände (90 %) schneller als in den Vorjahren sinken. Der europäische Speicherstand sank im Laufe des Dezembers auf 77 % und damit rund 9 % unter den Vorjahreswert.
Strom
Auch der Strompreis erreichte im März 2024 einen Tiefstand. Danach ging er in eine stark volatile Seitwärtsbewegung über.
Ursachen und Hintergründe:
- Stromkosten folgen den Gaskosten nicht: Da zur Stromproduktion erhebliche Mengen Erdgas und Kohle benötigt werden, wirken sich vor allem die Erdgaspreise normalerweise stark auf die Strompreise aus. Die steigende Tendenz des Gaspreises des gesamten Jahres 2024 spiegelte sich jedoch nicht im relativ stabilen Strompreis wider.
- Markt reagiert nervös auf Einschränkungen: Sowohl geplante Wartungen als auch Störungen wirken sich direkt auf den Strompreis aus. Die Nervosität aus der Zeit der Energiekrise hat sich noch nicht ganz aufgelöst.
- Gefahr von Dunkelflauten: Dunkelflauten sind Zeiträume, in denen kein Strom von PV-Anlagen und Windrädern produziert wird – beispielsweise bei nächtlicher Windstille. In diesen Stunden müssen Gas- oder Kohlekraftwerke außerplanmäßig hochgefahren bzw. Strom importiert werden. Dadurch kann vor allem der Preis für die kurzfristigen Lieferungen in den folgenden Stunden oder Tagen steigen. Durch dieses Phänomen stiegen die Spotpreise zum Jahresende stundenweise auf über 936 €.
Bildung des Marktpreises: Der Marktpreis für Strom richtet sich nach den an den Strombörsen jeweils aktuell notierten Preisen. Zu diesem Börsenpreis können Stromlieferanten entweder an der Strombörse, bei Großhändlern oder direkt bei Stromproduzenten die benötigte Strommenge zukaufen. Stromproduzenten - egal, ob es sich um Betreiber von fossilen Kraftwerken handelt, die beispielsweise mit Gas Strom erzeugen, oder um Betreiber von Wasserkraftanlagen oder Windparks, vermarkten ihren erzeugten Strom zum jeweils aktuellen Marktpreis. Das bedeutet, dass dieser Marktpreis auch für Strom aus erneuerbaren Energiequellen (wie z.B. Wasser, Sonne oder Wind) verlangt wird.